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Wolfenstein: The New Order – Der Spaß und Spiele Test

23 Mayıs 2014 Cuma

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wolfenstein the new order review 01 super soldier bb

Der Nazi-Soldat weiter voraus ist völlig ahnungslos. Er hat keinen Schimmer, dass ich, William J. Blazkowicz - professioneller Nazi-Killer, zu Ihren Diensten -, mich gerade an ihn heranschleiche, Wurfmesser in der Hand und sehr böse Gedanken im Kopf. Ich schleudere mein Messer auf seinen Kopf. Leider habe ich mit dem Zielen so meine Probleme, weshalb die Klinge nun in seinem Unterschenkel steckt. Das spielt aber keine Rolle, denn er stirbt sofort und seine Brust explodiert, als hätte er eine Granate verschluckt. Seine Kumpel lauern um die Ecke – ich sprinte los, eine automatische Schrotflinte in jeder Hand, rutsche über den Boden und pumpe dabei ihre Leiber mit Schrot voll. Sie verwandeln sich in Matsch. Wolfenstein: The New Order zeigt voller Stolz, welche Art Spiel es ist. Dies ist ein Shooter alter Schule mit modernen Versatzstücken, einer, der effektiv Kitsch, wie man ihn aus B-Filmen kennt, mit großartigen Actionsequenzen verbindet. Aber am wichtigsten ist, dass es verdammt viel Spaß macht, ihn zu spielen.

Als William "B.J." Blazkowicz sind Sie die letzte Hoffnung der Menschheit gegen die Kriegsmaschinerie der Nazis (in der deutschen Version leider nur „Das Regime“ genannt). In der alternativen Geschichtsschreibung von The New Order haben die Nazis dank ihrer über-fortschrittlichen Technologie (damit sind Roboterhunde und Mechs, die mit Laserkanonen schießen, gemeint) den zweiten Weltkrieg gewonnen und die gesamte Welt gezwungen, sich ihrer Macht zu unterwerfen. Zahllose Menschen wurden gekidnappt, um die Arbeitslager zu füllen, wo sie gezwungen werden, Munition und andere Vorräte für die Ziele der Nazis herzustellen. Die wenigen Zivilisten, die noch in „Freiheit“ leben, müssen sich an Ausgangssperren halten und tun, was man ihnen sagt, da sie sonst den Zorn der arischen Übermenschen zu spüren bekommen und für alle möglichen Experimente missbraucht werden. The New Order gelingt es sehr gut, eine Welt darzustellen, die vor Angst wie gelähmt ist, was für Blazkowicz schon mehr als Grund genug ist, sich einer Gruppe von Widerstandskämpfern anzuschließen, einen Gegenangriff zu starten und das zu tun, was er am besten kann. Ahem, Sie wissen, was das ist, nicht wahr?

The New Order ist ein Shooter, der sich quasi am Akt des Schießens weidet, und über weite Strecken der ungefähr neun Stunden langen Kampagne ist es wirklich vergnüglich, tausende von Nazis über den Haufen zu knallen. Feinde explodieren und Blut und Eingeweide spritzen über den Bildschirm. Köpfe lösen sich auf, Extremitäten verdampfen und Blut spritzt in Fontänen aus den Körpern, wodurch mehr als deutlich gemacht wird, dass B.J.s Waffen nicht mit Platzpatronen gefüllt sind. Ich bin kein Psychopath (ich schwöre!), aber ich müsste lügen, würde ich nicht zugeben, dass das Ganze auf der PlayStation 4 und auf der Xbox One besonders spektakulär aussieht.

B.J. steht ein umfangreiches Arsenal an Waffen zur Verfügung und die Benützung jeder einzelnen dieser Schusswaffen macht Spaß. Zur Halbzeit können Sie auf so gut wie alle Waffen, die es im Spiel gibt, zugreifen, aber die Upgrades, etwa Zielfernrohre oder Raketenwerfer, werden in ziemlich regelmäßigen Abständen freigeschaltet, so dass keine Langeweile aufkommt, weil Sie ständig dieselben Waffen benützen müssen. Natürlich können Sie von fast allen Waffen im Spiel zwei Exemplare zugleich verwenden (dual-wield), was allerdings auch einen Nachteil hat: ja, einen Mech mit zwei automatischen Schrotflinten in Stücke zu schießen, macht Spaß, da Sie so enormen Schaden verursachen, aber es bedeutet auch, dass Sie die wertvolle Munition sehr rasch verbrauchen und dass Sie mit viel stärkerem Rückstoß zurande kommen müssen.

Wenn die Kugeln zu schwirren beginnen, sorgt das gut implementierte Deckungssystem (cover system) für die eine oder andere willkommene Atempause inmitten des nahezu ununterbrochenen feindlichen Feuers. Hier gibt es keine unbeholfene „snap-to“ Mechanik: Sie müssen nur hinter einer Wand stehen oder hinter einer Barrikade hocken und den entsprechenden „Deckung“ Button drücken, um dann mit Hilfe des linken Thumbstick oben oder seitlich aus der Deckung herauszulugen. Ihre Deckung wird zwar langsam von den Feinden weggeschossen, aber dieses System ist leicht zu verwenden und erspart Ihnen in den härteren Kämpfen des Spiels sehr viel Kopfweh.

Das hervorragende Leveldesign vergrößert das Vergnügen, das jede einzelne Schießerei bereitet. Ob sie sich nun durch ein Nazi-Arbeitslager, ein Nazi-Truppenlager oder ein Nazi-Untergrundversteck bewegen, die meisten Leels lassen Ihnen mehr als genug Raum zum Atmen. Sie werden nur sehr selten das Gefühl haben, durch einen zu engen Korridor zu laufen; stattdessen kämpfen Sie zumeist in offenen, an eine Arena erinnernden Zonen, in denen es reichlich Gesundheitspäckchen (health packs), Rüstungs-Pick-ups und verwendbare Geschütztürme gibt. Dazu kommt noch, dass die meisten Levels über einige sich verzweigende Pfade verfügen – Lüftungssysteme oder Nebengänge -, so dass sie die Möglichkeit haben, sich mit einer Art Plan in die großen Schießereien zu stürzen.

Dieser Plan wird sich jedoch in nichts auflösen, sobald die schwierigeren und ermüdenderen Kämpfe von The New Order losgehen. Starke Feinde, die großen Schaden verursachen, machen Kämpfe intensiver, wenn sie sparsam eingesetzt werden, aber wenn Sie es mit drei oder mehr Mech Troopers mit Miniguns zugleich zu tun bekommen, macht die vergnügliche Action billiger Frustration Platz. Die größeren Feinde können nur unter Einsatz sämtlicher Munition zerstört werden und wenn Ihnen die Kugeln ausgehen, müssen Sie sich auf Waffen mit Batteriebetrieb verlassen. Wenn diesen die Energie ausgeht, müssen Sie herumlaufen und nach einer Ladestation suchen und dann mehrere Sekunden lang bei dieser stehenbleiben und warten, bis Ihre Waffen wieder aufgeladen sind, während Sie natürlich von allen Seiten beschossen werden und reichlich Treffer einstecken. Je weiter Sie in The New Order voranschreiten, desto mehr Waffen sind auf diese Auflademechanik angewiesen, wodurch die Action immer wieder zum Stillstand kommt.

Und manche Missionen sind eher banal als unterhaltsam. Durch Tunnels zu waten und nach einem verlorenen Schweißbrenner zu suchen, ist einfach nur langweilig und wird in dieser Beziehung nur vom Navigieren durch Kanalisationsrohre übertroffen, in denen es von unausstehlichen, fliegenden Drohnen wimmelt. Diese Missionen wirken deplatziert, vor allem im Vergleich mit den zahlreichen tollen Momenten, die The New Order bietet. Bei vielen davon steht die Action im Zentrum, aber einige der spannenderen, raffinierteren Szenarios sind diejenigen, die besonders positiv herausstechen. Sich an Bord eines Zuges, der mit Nazi-Offizieren gefüllt ist, während man eine andere Identität annimmt, ist ein erschütterndes, grauenvolles Erlebnis, das noch dadurch verschlimmert wird, dass Ihnen einer der bösartigeren Charaktere des Spiels im Speisewagen direkt gegenübersitzt und versucht, mit Hilfe von Psychospielen herauszubekommen, ob Ihr Blut auch wirklich „rein“ ist.

Doch The New Order besticht nicht nur mit seiner Action. B.J. Ist ein ziemlich interessanter Charakter und trägt einige innere Monologe mit genau der richtigen Dosis Dramatik vor. Diese Monologe bieten kleine Einblicke in seine Wünsche, Bedürfnisse und Ängste. Sie mögen zwar mitunter kitschig sein, doch die exzellente Sprecherleistung lässt sie glaubwürdig erscheinen. Die meisten Nebencharaktere sind ebenfalls gut ausgeführt, so dass man größeren Anteil an ihren Anti-Nazi-Aktivitäten nimmt, aber es soll nicht verschwiegen werden, dass einige zu wenig entwickelt wurden. Es fällt schwer, sich für ein paar der dramatischeren Momente der Story zu erwärmen, wenn man sich die ganze Zeit über fragt: „Moment, wer war dieser Charakter doch gleich?“

Außerdem kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass The New Order sich nicht entscheiden kann, wie ernsthaft oder albern es sein möchte. Tiefschürfende, introspektive Monologe wechseln sich ab mit filmischen Sequenzen, in denen fetzige Rockmusik ertönt, während B.J. Kurz mit seinen Widerstandskameraden kommuniziert. Diese Dialoge sind typischerweise fesselnde Variationen von:

NPC: "Hey, B.J., go kill a bunch of Nazis for me, OK?"
B.J.: "Dude, I'm gonna kill every Nazi I can find lol"
NPC: "Cool man, good luck killing literally hundreds of Nazis!"
*High five*

Mitunter verschmelzen das ernsthafte Drama und die seichte Filmkomödie wirklich gut miteinander und und schaffen es, einen zugleich für die Sache zu begeistern und zum Lachen zu bringen. In anderen Momenten bleibt man ratlos zurück.

Wolfenstein: The New Order ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man Design alter Schule mit modernen Konzepten wiederbeleben kann. Ja, es ist kitschig, dumm, völlig überzogen, aber es gelingt ihm, diese Aspekte mit großartiger Action und ansatzweise interessanten Charakteren, die über bloßes Kanonenfutter weit hinausgehen, im Zaum zu halten. Dies ist ein Shooter, der zuallererst Wert aufs Schießen legt – und von dem Moment an, in dem man zwei Laserpistolen zugleich einsetzt, um einen Hund, der aus Metall besteht, zu vernichten, spielt man den Rest von Wolfenstein mit einem wissenden Lächeln.

PRO: Befriedigendes, völlig übertriebenes Schießen; große Actionsequenzen, die in Erinnerung bleiben; überraschend überzeugende Charakterentwicklung.

CONTRA: Gegen mehrere Feinde mit Superkräften zugleich zu kämpfen, ist ermüdende Schwerarbeit; einige Missionen sind banal; der Ton wechselt ständig zwischen ernsthaft und albern.

Abschließende Bewertung

Spiel: 7,5

Spaßfaktor: 8,25

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